Die Häberlen Seiten | HTML Buch
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Bürgermeister, Vogt, Keller, Zoller, Pfarrer, sowie Pfarrfrauen-und töchter.Keller und Zoller waren herzogliche Beamte, die den Zehnten und den Wegzoll erhoben, Abgaben die jeder an die wüttembergische Herrschaft zu entrichten hatte.

Freilich allzu behaglich und bequem dürfen wir uns dieses Dasein doch nicht vorstellen.Arbeit gab es übergenug,und vor allem zur Zeit der Ernte und Lese mußte die ganze Familie, alt und jung, die Hände regen. Aus den in der Weinsberger Chronik Jahr für Jahr gewissenhaft verzeichneten Angaben über Witterung, Ertrag und Preis von Frucht und Wein können wir erschließen, welche Jahre für die Unsern eine Quelle der Freude gewesen sind und welche ihnen schmerzliche Entäuschungen bereitet haben. Sie waren ja von dem Ertrag des Bodens doppelt abhängig: eine reiche Ernte, ein guter Herbst füllte nicht nur die eigene Mehltruhe und die Fässer im eigenen Keller, sondern bedeutete auch für den Geschäftsbetrieb des Küfers oder des Bäckers einträgliche Arbeit.

Dieselbe Chronik berichte uns aber auch von den bitteren Drangsalen, die das Städtchen in Zeiten des Kriegs und der Not durchzumachen hatte. Unsere Familie hat davon ihr redliches Teil abbekommen. So starben z.B. im Jahre 1607 in der Familie des Metzgers Balhaß Häberlin (II,1) der Hausvater und fünf von den elf Kindern. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Weinsberg, besonders seit der unseligen Schlacht bei Nördlingen, schwer zu leiden, nicht nur unter den lästigen Truppendurchzügen und Einquatierungen, sondern auch unter Brandschatzungen, Plünderungen und Gewalttaten aller Art. Jahrelang wüteten unter der unglücklichenBevölkerung Hunger und Pest. Unter den 646, die in dem einen Jahr 1635 hinweggerafft wurden, verzeichnet das Totenbuch auch die 45-jährige Hausfrau Margaretha des Küfers Balthas Häberlin (II,14), und schon zwei Jahre später folgt ihr der erst 50 Jahre alte Witwer ins Grab. Zwar wurde die Stadt damals nicht, wie so viele andere, ein Raub der Flammen, aber die Äcker und Weinberge lagen brach, und bei der allgemeinen Verarmung, der schrecklichen Verwahrlosung und Verwilderung bedurfte es der ganzen Lebens- und Willenskraft der Gemeinde wie des einzelnen Bürgers, um hier wieder aufzubauen. Jahrelang z. B. hatte man den vertrauten Klang der Kirchenglocken schmerzlich vermißt, die von dem Kriegsvolk geraubt wor-